Valkenburg - Wenn über 1100 Leistungssportler aus 55 Nationen in den einzelnen Kategorien um den WM-Titel kämpfen, werden einem 56jährigen Kampfsport-Veteran bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt. Doch dabei zu sein, ist eben nicht alles, wenn damit ein gewisser Pasa Baylan gemeint ist. Denn sollte er auch bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in den Niederlanden für eine große Überraschung sorgen.
Erst kürzlich konnte der Großmeister in Diensten des Münsteraner Vereins Germania Mauritz überzeugen, als er in der Kategorie Musikformen Deutscher Meister und sogar Europameister wurde. Damit feierte Baylan nicht nur ein gelungenes Comeback, sondern machte auch die Offiziellen des Weltverbandes ISKA (International Sport Kickboxing Association) auf sich aufmerksam. Seine Darbietung bei der EM in Neu-Isenburg zusammen mit dem Gewinn des Doubles reichte den Offiziellen aus, um Baylan für die 4 Tage lang andauernden World Championships 2012 in Valkenburg nachzunominieren.
Nun hatte der sympathische Deutschtürke die Qual der Wahl sich für einen Nationalkader zu entscheiden. Während der deutsche Kader in Bestbesetzung antrat, fiel in der türkischen Mannschaft kurzfristig ein Wettkämpfer aus. „Dies hat mir meine Entscheidung natürlich sehr vereinfacht, denn einem jungen Wettkämpfer den Startplatz zu klauen, käme für mich überhaupt nicht in Frage“ gibt der faire Kampfsportlehrer zu verstehen.
Bedenkt man, dass seine Berufung sehr kurzfristig kam und wenig Zeit für eine angemessene Vorbereitung blieb, stellte Baylan bereits in der Vorrunde klar, dass man mit dem ältesten Teilnehmer der diesjährigen Weltmeisterschaft unbedingt rechnen muss.
Als Doppelstarter in den Kategorien „traditionelle Formen ab 35J“ und „Musikformen Freestyle ab 35J“ angetreten, qualifizierte er sich jeweils in die Finalrunde. Trotz harter Konkurrenz, schaffte es Baylan sogar in der Kategorie Musikformen mit einer Bestwertung in der Vorrunde vorzulegen. Hierbei wusste er saubere, selbstentwickelte Technikkombinationen gekonnt und passend zum Rhythmus der Musik zu präsentieren. Damit erkämpfte sich der Nordwalder einen Vorsprung, den seine Mitstreiter in der Finalrunde nicht mehr einholen konnten. Und am Ende war die Sensation perfekt: Pasa Baylan gewinnt die Goldmedaille und damit den Weltmeistertitel 2012!
In der anderen Kategorie, bei der japanische und koreanische Stile gegeneinander antraten, mussten kraftvolle und saubere Techniken in einem vorgeschriebenen Ablauf vorgeführt werden. Auch hier gelang es Baylan sich überraschend durchzusetzen und sich am Ende mit der Bronzemedaille einen Platz auf dem Siegertreppchen zu sichern.
„Dies ist ein wahnsinniger Erfolg auf Leistungssportebene für unsere Kampfsportabteilung und den gesamten Verein“ freut sich Germanias Vorstandsmitglied Detlef van Delft „Mit Pasa Baylan an unserer Seite sind wir auf dem besten Wege wieder zu einer angesehenen Kampfsportadresse in Münster zu werden.“
„Es ist eine Ehre sein Land und seinen Verein bei einer Meisterschaft dieser Größenordnung vertreten zu dürfen“ fühlt sich Baylan an alte Zeiten erinnert. Denn bereits in den 80iger Jahren wurde er im Semi- und Vollkontaktwettbewerb Europameister als auch ungeschlagener sechsmaliger Deutscher Meister. „Man sollte aber aufhören, wenn es am schönsten ist. Ein Comeback mit dem Triple-Gewinn, kann man nicht mehr toppen.“
Deswegen widmet sich der Taekwondo-Großmeister, der auch in Nordwalde und Saerbeck unterrichtet, ab sofort nur noch der Ausbildung seiner Schützlinge und arbeitet darauf hin bald ähnliche Erfolge mit ihnen feiern zu dürfen.
VON TONI MORAIS